Cha-no-yu         Heißes Wasser für den Tee        Die Teezeremonie

Das Teetrinken ist weltweit sehr bekannt und beliebt, aber nirgendwo wird es mit solch einer Sorgfalt und mit so großem Aufwand betrieben wie in Japan. Cha-no-yu ist dort eine der wichtigsten kulturellen Ausdrucksformen und heißt wörtlich übersetzt: „heißes Wasser für den Tee“. Entstanden ist die dortige Form des Teetrinkens in China und wurde etwa 700 n.Chr. durch buddhistische Zen-Mönche nach Japan gebracht. Während der Muromachi-Epoche wurde sie ausgeweitet und verbreitete sich auch außerhalb des klösterlichen Lebens. Heutzutage wird die Zeremonie in Japan von etwa 2 Millionen Menschen regelmäßig praktiziert und kann bei ca. 40 verschiedenen Tee- meistern in speziellen Schulen gelernt werden. Außerdem werden für Japaner und Touristen in größeren Städten Teezeremonien angeboten – gegen Bezahlung versteht sich. Aber ob diese mit einer echten Cha-no-yu vergleichbar sind, ist eher fraglich.

Das Ziel der Teezeremonie ist die Besinnung auf Dinge wie Harmonie, Reinheit, Ehrfurcht und Stille, welche zur inneren Vervollkommnung führen sollen, wobei aber das eigentliche Teetrinken etwas in den Hintergrund gestellt wird. Dass heißt, man trifft sich nicht, um Tee zu trinken, wie wir es uns möglicherweise vorstellen, sondern um auf dem Weg der inneren Vollendung voranzukommen. Das Trinken des Tees ist dabei mehr „Mittel zum Zweck“, aber trotzdem eine angenehme Sache. Außerdem sollen Hektik und Trubel des Alltags vergessen werden.

Sind Gäste zu einer Cha-no-yu eingeladen, so ist pünktliches Erscheinen ein absolutes Muss (wie auch zu jedem anderen Treffen in Japan). Die Gäste betreten durch das äußere Tor einen kleinen Teegarten (roji), um danach das mittlere Tor zu durchschreiten. Die Gedanken und Probleme der Außenwelt lässt man dabei hinter sich und nähert sich langsam, über die Trittsteine des gewundenen Gartenpfades, dem Teezimmer. Der Gastgeber achtet hierbei besonders darauf, dass beim Eintreffen der Gäste die Trittsteine reinlich und Bäume, Sträucher und Gräser mit Wasser bespritzt sind, so dass ein Gefühl von Sauberkeit und Frische entsteht. Die Gäste befinden sich nun im inneren Garten des Teehauses, wo sie einen in Stein gehauenen Wasserbehälter samt einem Wasserschöpfer vorfinden, um sich Mund und Hände zu reinigen. Danach betreten sie durch einen winzigen Eingang (70 – 80 cm hoch) das Teezimmer. Die Größe (oder eher Winzigkeit) der Türöffnung soll beim Gast das Gefühl erwecken, eine andere Welt, abseits des Alltags, zu betreten. Auch wurden damit in der Feudalzeit die Samurai gezwungen, ihre Schwerter vor dem Eintreten abzulegen, was die Rangunterschiede beseitigte. Außer- dem wird durch die demütige Haltung, die alle beim Betreten des Raumes einnehmen müssen, das Ziel der Gleichheit an diesem Ort verwirklicht. Sind die Gäste eingetreten, so bewundern sie nacheinander die in einer besonderen Nische aufgehängte Kalligraphie, welche vom Gastgeber, sorgfältig auf Anlass oder Jahreszeit abgestimmt, ausgewählt wurde. Erst danach nehmen sie in dem etwa 4 1/2 Tatami-Matten (7m²) großen Raum um eine in den Boden eingelassene Feuerstelle herum Platz. Dem Herrn (oder der Dame) des Hauses wird für die Einladung und die Umsicht, mit welcher alles vorbereitet wurde, gedankt. Den Geladenen wird nun ein kleines Mahl (kaiseki) serviert, welches leicht bekömmlich ist und das Auge ansprechen soll. Der Gastgeber reicht jedem Gast ein Tablett mit verschiedenen Speisen (Reis, Suppe, Fisch und Gemüse) und fordert zum Essen auf. Dazu getrunken wird Sake, und der Abschluss dieses ersten Ganges bildet ein Dessert (Süßigkeit oder Früchte). Die Gäste verlassen den Raum nun für eine kurze Weile, währenddessen er vom Hausherrn für die eigentliche Zeremonie des Teetrinkens vorbereitet wird. Kommen die Gäste zurück, können sie dort, wo sich die Kalligraphie befand, nun eine einzelne Blume in einer Vase vorfinden.

Jetzt beginnt das eigentliche Teetrinken: Der Gastgeber erwärmt in einem Eisenkessel über der Feuerstelle Wasser, säubert die Teeschale und die anderen Utensilien (symbolisch damit auch sein Herz) und gibt den pulver- isierten grünen Tee mit einem Bambus- löffel in die Schale, welchen er anschließend mit heißen Wasser aufbrüht. Der Tee wird nun mit einem Bambusbesen leicht schaumig geschlagen und an den ersten Gast weitergereicht. Zu diesem Zeitpunkt wird meist der „dicke“ Tee (koicha) gereicht, welcher einen cremigen, leicht bitteren Geschmack hat. Um diesen zu mildern, können angebotene Süßigkeiten aus Reismehl verzehrt werden. Nachdem der erste Gast getrunken und den Geschmack des Tees gelobt hat, reicht er die Schale an den nächsten weiter. Die Stelle, von der getrunken wurde, wird vor dem Weiterreichen mit einem sauberen weichen Tuch gesäubert. Zu fortgeschrittener Zeit kann dann noch der „richtige“ Tee (usucha) serviert werden. Er wird nicht ganz so förmlich zubereitet und getrunken und jeder Gast erhält hier seine eigene Schale. Die Teeschalen werden nach Jahreszeit oder Geschmack des Gastgebers ausgewählt. Für den Winter sind die Schalen hoch und können die Wärme lange halten, während die Schalen für den Sommer flach sind und die Wärme leicht entweichen lassen. Alle Schalen sind jedoch stets aus Ton und handgeformt und verdeutlichen somit das Schlichtheitsideal des Zen-Buddhismus. Während der ganzen Zeremonie, die bis zu vier Stunden dauern kann, wird großer Wert auf Einfachheit und Spontaneität gelegt. Die Gespräche begrenzen sich auf den im Raum stattfindenden Prozess und sind abgestimmt auf Gestik und Bewegungen, wobei das Spontane trotzdem erhalten bleiben muss. Es ist wohl deutlich geworden, dass es weder für den Teemeister noch für die Gäste einfach ist, dieses Ritual annähernd perfekt durchzuführen, es zu genießen und zu geistiger Ruhe und Harmonie zu finden. In dieser japanischen Zeremonie ist es wie in den klassischen Budokünsten: die Geduld steht am Anfang der Übung.

In meinen Händen halte ich eine Schale Tee.
Seine grüne Farbe ist ein Spiegel der Natur, die uns umgibt.
Ich schließe meine Augen, und tief in mir finde ich die grünen Berge
und das klare Wasser der Quellen.
Ich sitze allein, werde still und fühle,
wie all dies ein Teil von mir wird.

Origami

Die japanische Kunst des Papierfaltens

Wir wollen nicht nur unseren Körper trainieren, sondern auch unseren Geist schulen und unser Wissen über die Traditionen erweitern. Deshalb möchte wir euch hier eine Kunst vorstellen, die mit Budo auf den ersten Blick nicht viel zu tun hat.

Man nimmt an, dass diese tausend Jahre alte Kunst zunächst in China entstand und sich dann durch reisende Mönche nach Japan verbreitete. Damals wurde das noch sehr kostbare Papier nur in Tempeln zu religiösen Zwecken verwendet, etwa für Opfergaben, die die Priester der Shinto-Religion den Göttern darbrachten. Japan wird deshalb als eigentliches Ursprungsland des Origami angesehen. Die zwei Wortbestandteile von „Origami“ bedeuten falten (ori) und Papier (gami). Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Kunst zu einem schönen Zeitvertreib am japanischen Kaiserhof. Später verbreitete sie sich auch außerhalb des höfischen Lebens und wurde zu einer Volkskunst. Auch noch heute ist sie im japanischen Alltag zu finden und bei Groß und Klein sehr beliebt. Aber Origami ist nicht nur in Japan bekannt, sondern auch in unseren Landen. Ein Grund dafür könnte sein, dass wir aus einem Stück Papier und mit ein wenig Übung wunderschöne Figuren zaubern können. Im alten Japan glaubte man, dass dem Papier ein Geist innewohne. Aus diesem Grund darf das Papier weder zerschnitten noch zerrissen werden, um den Geist nicht zu verletzen.

Natürlich sollt ihr auch etwas über das zu verwendende Material und die Techniken erfahren, damit ihr es einfach einmal selbst ausprobieren könnt. Die Wirkung der Figuren könnt ihr durch die Farbe des gewählten Papiers stark beeinflussen. Dazu gibt es in vielen Fachgeschäften spezielles Origamipapier. Am Anfang könnt ihr natürlich auch einfaches Geschenkpapier zum Testen nehmen. Das Papier sollte aber fest und leicht zu streichen sein. Es ist zu empfehlen, sich zuerst eine Packung Faltpapier zurechtzulegen, denn auch damit kann man die gewünschte Figur herstellen. Und wenn man sich der Faltungsschritte sicher ist, kann man das kostenintensivere Origamipapier verwenden. Beim Falten kommt es darauf an, dass man jede Faltung (z.B. mit dem Daumennagel oder einem Lineal) fest nachzieht. Denn dadurch werden die einzelnen Faltknicke deutlicher und stabiler. In den meisten Anleitungen sind auch Farbfotografien beigefügt, welche die sorgfältige Arbeit sicherlich erleichtern. Als Ausgangspunkt für die teilweise recht komplizierten Gebilde gibt es verschiedene einfache Grundformen, auf denen dann die eigentlichen Faltschritte aufbauen.
Zu den wichtigsten Regeln beim Origami zählt, dass die Papiere genau quadratisch zugeschnitten sein müssen und die Figuren auf einer glatten und flachen Arbeitsplatte gefaltet werden sollten. Die aufgeführten Faltschritte solltet ihr sorgfältig nacheinander ausführen. Wenn ihr eure entstandenen Kunstwerke zum Spielen verwenden wollt, dann klebt den letzten Faltschritt fest. So können sich die Faltungen später nicht wieder öffnen. Bei der Herstellung des Origami benötigt ihr natürlich ein gewisses Maß an Konzentration und Sauberkeit in der Ausführung, wenn ein ansprechendes Ergebnis erzielt werden soll. Die Verbindung zum Budo ist also doch nicht so weit hergeholt.

Und jetzt viel Spaß beim Ausprobieren.

(Anleitungen zum Bau findet ihr z.B. auf www.origami.ch)

Bonsai

Bonsai, ein Begriff der fremd, ja mystisch klingt, als ob er mit etwas Geheimnisvollem umgeben sei. Beschäftigen wir uns genauer mit dieser alten ostasiatischen Kunst, so entdecken wir, dass mit ihr auch unsere Beziehung zur Natur deutlich wird. In ihr steckt die Seele Japans. Für Europäer könnte diese Kunstrichtung den Eindruck erwecken, dass die natürlich wachsenden Bäume misshandelt und verkrüppelt würden. Doch den wahren Reiz des Bonsais entdeckt man sicher, wenn man mit dem Gedanken in Berührung kommt, dass der Baum in der begrenzten Schale die Unvergänglichkeit des Lebens in der Natur und im Universum wiederspiegelt. Bon heißt auf Deutsch „Tablett“, „Schale“ und sai kommt von saibai und bedeutet „gärtnerische Zucht“. Inhaltlich wäre also Bonsai etwa mit „Pflanze auf dem Tablett“ zu übersetzen. Der Bonsai verkörpert aber mehr, nämlich ästhetische Natur, zwar künstlich geschaffen und korrigiert, aber immer so, wie es auch im Großen sein könnte. Bonsai sind tatsächlich winzige Bäume. Ebenso gibt es aber auch Bonsai von Sträuchern, Schilf oder Blumen. Mehr als 70 cm können sie, von der Wurzel bis zur Krone, hoch werden. Jeder Bonsai ist ein Kunstwerk, das viele Jahre – wenn nicht Jahrzehnte – benötigt, um vollkommen zu werden. Das Beschneiden und Formen ist kein Verkrüppeln, sondern ein künstlerischer Eingriff, um das Wesentliche und Typische einer Pflanze stärker, als es die Natur vermag, hervorzuheben. Dadurch wirkt der Bonsai so „echt“. Bonsaikulturen vergegenwärtigen ein Stück der Umwelt, stetiges Wachstum, den jährlichen Neubeginn im Frühjahr, die Lebenskraft der Natur. Sie stellen das verkleinerte Abbild eines von Wind und Wetter gezeichneten Baumes dar.
Bei allem, was wir mit und für die Pflanze tun, müssen wir deren natürliche Herkunft und Standort beobachten und nachahmen. Grundlegend unterscheidet man nach dem Standort nach zwei Gruppen von Bonsai:

Freilandbonsai kommen auf den Balkon, die Terrasse, ins Treppenhaus oder den Ziergarten. Sie werden aber zum Überwintern in Torf oder Erde eingefüttert und an einen geschützten Platz gestellt. Die Technik der Freilandbonsai wurde in Japan und China entwickelt. Ihre winterharten Bäume waren fast das ganze Jahr über im Freien und kamen nur an wenigen Wintertagen ins geheizte Haus.

Zimmerbonsai stellt man auf das Fensterbrett, einen Bonsai-Tisch oder in den Wintergarten. Auf jeden Fall muss man die Sonne beachten. Einige Pflanzen benötigen eine kühle, aber frostfreie Winterruhe.

Sich ständig mit dem Bonsai beschäftigen und sich an ihm zu erfreuen, schließt auch die tägliche Pflege ein. Dabei ist folgendes zu beachten:
Erdballen ständig feucht halten. An warmen Tagen Blätter öfter übersprühen.
Während der Winterruhe wenig gießen.
Junge Bonsai öfter, ältere weniger und nur im Sommer 3 bis 6 mal flüssig düngen  (etwa mit der Hälfte der angegebenen Konzentration).
Schädlinge und Krankheiten bekämpfen wir vor allem durch Absammeln der
Schädlinge und Entfernen kranker Pflanzenteile.
Vorsicht bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln!
Junge Bonsai verpflanzt man jedes 2. bis 3. Jahr, ältere dann alle 5 Jahre.

Die Größe des Gefäßes sollte man immer der Größe und Form der Pflanze anpassen. Das Gefäß darf aber nicht Mittelpunkt des Bonsais sein. Aus optischen Gründen wählt man den Hinter- und Untergrund für jeden Bonsai schlicht und zurückhaltend. Spitzendeckchen oder gemusterte Tapete sind nicht der passende Rahmen für ein derartiges Kunstwerk. Verpflanzt wird, indem die gesamte lockere Erde aus dem Wurzelballen ausgeschüttelt wird. Alle dabei hervortretenden Wurzeln werden kurz abgeschnitten. Mit einem Erdgemisch aus frischem Kompost, Torfmull und Kies zu gleichen Teilen (bei Moorbeetpflanzen Nadelerde statt Kompost) wird die Pflanze wieder in die richtige Position eingesetzt und durchdringend gegossen. Die Erde wird geglättet, eventuell vorhandenes Moos wieder aufgelegt und ein Gießrand eingedrückt. Zwischen Umtopfen und Schnitt braucht die Pflanze drei Wochen Ruhe.

Die eigentliche Kunst der Bonsai-Kultur liegt darin, die Pflanze zu formen und diese Form über viele Jahre so zu erhalten, wie sie in der Natur als große, imposante, bizarre und auch ästhetisch schöne Baumform zu sehen ist.
Dazu können hier nur einige wichtige Hinweise gegeben werden: Der Stamm (oder auch mehrere) muss als Bonsai-Jungpflanze durch Biegen, Binden und Schneiden in die von uns gewünschte Form gebracht werden. Von den sich am Stamm bildenden Seitenästen werden nur die vorgesehenen Hauptäste belassen, so dass der Stamm sichtbar bleibt. Die Hauptäste können mit den gleichen Mitteln verändert werden. Die Verästelung an den Hauptästen wird kurz gehalten und je nach Wüchsigkeit ausgelichtet. Dies ermöglichen einige gärtnerische Techniken:
Umwickeln von Stämmen und Ästen mit nicht rostendem Draht
dann folgt das Formen und Biegen, u.a. durch das Herunterziehen von Ästen mit haltbaren Fäden
Kurzhalten der Verästelung durch Schnitt, Pinzieren und Auszupfen mit den Fingern bei Kiefern Ausbrechen oder Stutzen der Kerzen.
Der Wurzelansatz wird (bei jedem Umpflanzen etwas deutlicher) herausgearbeitet; als sichtbarer Ursprung der Pflanze.

Im Bonsai soll sich das Wesentliche der Baumart widerspiegeln. Der natürliche Gesamteindruck muss bleiben, also klare Linien herausarbeiten, Schwerpunkte schaffen! Bei den Gestaltungsmöglichkeiten werden 13 Stilrichtungen unterschieden:

Chokkan (streng aufrecht)
Moyogi (frei aufrecht)
Shakan (geneigte Form)
Kengai (Kaskaden-Hängeform)
Fukinagashi (windgepeitschte Form)
Hokidachi (Besenform)
Bunjiugi (Literatenform)

Hankan (geschlungene Form)
Kabudachi (mehre Stämme wachsen aus einer Wurzel)
Netsuranari (kriechende Form)
Ikada-buki (Flossform)
Yose-ue (Waldform)
Sekijoju (Felsenform)