Der GI Was hat es nun mit dem GI auf sich?
Ein deutscher Budotrainer äußerte mal auf einer Veranstaltung, die Mitglieder seines Vereins trügen schwarze Anzüge, damit die Schüler auch draußen auf der Wiese trainieren könnten. Dies kann eigentlich nicht der Grund sein, den Gi schwarz zu färben, schließlich wird ein schwarzer Gi ebenso schmutzig wie eine weißer. Wieso tragen wir keine schwarzen Anzüge, warum wird der Gi gerade so geschneidert und demzufolge, hätte es ein normaler Trainingsanzug zum Üben nicht auch getan?
Dem ist natürlich nicht so. In Japan (wie auch Deutschland) teilte sich die Gesellschaft in verschiedene Rangstufen auf:
Den Samurai kam der höchste Rang zu, gefolgt von den Bauern, den Handwerkern und zuletzt von den Kaufleuten. Da aber im Training völlig egal war und ist, welche gesellschaftliche Position jemand einnimmt, führte man eine einheitliche Kleidung ein, welche jegliche Klassendifferenzierungen aufhob.
Der Gi besteht auch heute noch aus einer Kombination aus dem Judo-Gi (welcher zu diesen Zeiten bereits existierte) und dem traditionellen Hakama. Damit schlug man den Weg ein, den japanische und chinesische Mönche von jeher wählten: Wann immer sie sich in der Kampfkunst übten, zogen sie sich bis auf das Untergewand aus. Niemand sollte sich durch seine Kleidung vom anderen unterscheiden und kein Schüler sollte sich ausschmücken, um besser auszusehen. Sie sollen lediglich daran interessiert sein, wie gut ihre Techniken ausgeprägt sind und wie ihr allgemeines Verhalten ist, sprich, ob sie sich intensiv genug mit der Lehre befassen und ausreichend an sich arbeiten.
Um sich auf diesem Do weiter zu entwickeln, muss man sich mit dem Begriff Wabi (auch Sabi oder Yugen) auseinandersetzen. Er bezieht sich auf die wichtigsten Erziehungswerte des Budo und besagt, dass man sich auch, und vor allem aufmerksam, mit den einfachen und kleinen Dingen des Lebens auseinandersetzen soll (symbolisch: einfache Kleidung). Nur so ist der Schüler in der Lage, die Identifikation mit dem glänzenden Äußeren, dem Lauten, Bunten und Protzigen (wie sie vor allem in den westlichen Kulturen ausgeprägt ist) zu überwinden. Nur so kann Arroganz anderen Menschen gegenüber ausgeschlossen werden und durch ehrliche Selbstbetrachtung ersetzt werden. Damit erklärt sich auch die weiße Farbe unseres Gi. „Weiß steht für Reinheit und hat damit im Budo eine besondere Bedeutung“.
Man sollte deshalb darauf achten, mit sauberem und ordentlichen Gi zum Training anzutreten, sonst könnte nämlich, im übertragenen Sinne, die Harmonie und Ruhe der Seele in Frage gestellt werden. Natürlich kann man nicht behaupten, wer einen zerrissenen und verschmutzten Gi trägt, bei dem trifft das oben geschriebene zu. Es ist lediglich eine Formsache, der aus Traditionsbewusstsein, auch heute noch Beachtung geschenkt werden sollte. Tragen nun einige Kampfsportlereinen schwarze Gi, so heißt das nicht, dass sie wohl nie ‚“weise“ werden können, sondern, dass damals auf Okinawa eine eigene Kleidung (in Form des Kimono) getragen wurde. Diese war zumeist grau oder schwarz. Die Überlieferung stammt bei diesen Stilrichtungen also (meist) aus Okinawa.